Noch ist die Coronakrise nicht überstanden, aber es hat sich bereits eindrücklich gezeigt, dass unsere Gesellschaft zentral von einer funktionierenden Pflege abhängig ist. In der aktuellen Krise zeigen sich jetzt die Versäumnisse der Vergangenheit, wie etwa fehlendes Schutzmaterial für die Pflegenden, den Mangel an Personal oder auch die Abhängigkeit von Pflegepersonal aus dem Ausland. Nach Jahren von Abbau- und Sparpolitik braucht es jetzt endlich eine Gesundheitspolitik, welche nicht nach Profitmaximierung strebt, sondern die Gesundheit von Pflegepersonal und Patient*innen ins Zentrum stellt.
Heute am 1. Mai, dem internationalen Tag der Arbeit, kämpfen Arbeiter*innen weltweit zusammen für bessere Arbeitsbedingungen. Wegen der aktuellen Krise ist es uns leider nicht möglich gemeinsam auf der Strasse für unsere Forderungen einzustehen. Trotzdem möchten wir passend zum diesjährigen 1. Mai-Motto "Solidarität. Jetzt erst recht!" auf die Forderungen der Pflegeberufe aufmerksam machen. Die JUSO Obwalden hat dazu mit einem Transparent beim Kantonsspital Obwalden auf die Forderungen des Pflegepersonals hingewiesen. "Wir stellen uns solidarisch hinter das Pflegepersonal, welches in der aktuellen Krise ausserordentliches leistet. Es darf nicht sein, dass man jetzt das Pflegepersonal bejubelt und nach der Krise weitermacht wie vorher", meint Mirjam Hostetmann, Präsidentin der JUSO Obwalden.
Dabei sind die Probleme schon lange bekannt! So reichte der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK schon 2017 die Pflegeinitiative ein, welche Massnahmen fordert, um genügende Pflegefachkräfte auszubilden und die Qualität der Pflege zu sichern, damit diese auch länger im Pflegeberuf tätig bleiben. Weitere Infos zur Pflegeinitiative findet man hier. Der Verband macht seit Jahren darauf aufmerksam, dass die Schweiz viel zu wenig Pflegefachpersonen ausbildet und die Ausgebildeten den Beruf frustriert verlassen, weil die Belastung zu hoch und der Lohn und die Anerkennung zu tief sind. "Die Situation hat sich in der Coronakrise noch einmal verschlechtert. So hat der Bundesrat das Arbeitsgesetz des Spitalpersonals ausgesetzt. Somit müssen Ruhezeiten nicht mehr eingehalten werden und Wochenarbeitszeit von über 60 Stunden sind möglich!", ergänzt Mirjam Hostetmann.
Schuld für den aktuellen Zustand der Pflegeberufe trägt die Gesundheitspolitik, welche in den letzten Jahrzehnten durch die neoliberale Ideologie getrieben wurde. Die Folgen dieser Abbaupolitik waren Sparübungen und Privatisierung im Gesundheitswesen, die Verschlechterung von Arbeitsbedingungen und tiefe Löhne im Pflegebereich. In der aktuellen Corona-Krise zeigt sich, dass dieser Abbau ein tödlicher Fehler war. Wenig überraschend ging diese Abbaupoltik vor allem auf Kosten der Frauen, die 86% der Pflegefachpersonen ausmachen. Insgesamt tragen die Frauen übermässig die Lasten der Krise. Aus diesem Grund haben die SP Frauen* Schweiz eine feministische Analyse der aktuellen Krise erarbeitet. Diese findet man hier.
Insgesamt ist ein weiter wie bisher für die JUSO Obwalden keine Option. Es braucht jetzt eine Kurskorrektur im Sinne einer care-ökonomischen Wende. Daum fordern in einem ersten Schritt die Obwaldner Regierung auf, sich umgehend öffentlich zur Pflegeinitiative zu bekennen und sich damit klar hinter die Forderungen der Pflegenden zu stellen. Die Verlautbarungen von so mancher bürgerlichen Politiker*in, dass die Pflegeberufe "systemrelevant" seien, dürfen keine leeren Worte bleiben. Aus diesem Grund muss auch die Obwaldner Spitalpolitik sicherstellen, dass die Arbeitsbedingungen für Pflegende verbessert werden können.