In den letzten Tagen haben sich die Ereignisse rund um die epidemiologische Lage in Obwalden überschlagen und der Kanton wurde über Nacht zum Gespött der Nation. So ist die Impfkampagne in Obwalden erstaunlich schlecht unterwegs, es kam zu tragischen Todesfällen im Giswiler Altersheim und die «Freiheitstrychler» und andere Schwurbler*innen zogen durch den Kanton. Die JUSO Obwalden ist enttäuscht von der Corona-Politik der Obwaldner Regierung und beunruhigt von den aktuellen Entwicklungen.
Gesundheitsamt überfordert?
In den vergangenen zwei Wochen hatte das Giswiler Altersheim «dr Heimä» neun Corona-Tote zu beklagen, wie u.a. der Blick, die NZZ und die Obwaldner Zeitung berichteten. Pikant dabei: Das Pflegepersonal schien gegen die Maskenpflicht verstossen zu haben. Im Kanton mit der aktuell tiefsten Impfquote[1] der Schweiz, können solche Missachtungen verheerende Folgen haben, wie sich nun auf tragische Weise zeigt. Wie die Berichterstattung aufweist, war die Intervention des kantonalen Gesundheitsamtes ungenügend, so hat man im Altersheim keine Massnahmen ergriffen, um die Bewohner*innen und Pfleger*innen angebracht zu schützen. Jetzt hat die Polizei entsprechende Ermittlungen aufgenommen.[2] Stiftungs- und Kantonsrat (SVP) Albert Sigrist sieht in den Fehlern des eigenen Heims eine Verschwörung des Kantons, um die Argumentation für das dringend benötigte Gesundheitsgesetz zu stärken.[3] Für die JUSO stellt sich hingegen die Frage, wieso das Gesundheitsamt seine Aufsichtspflicht nicht durchsetzen kann und inwiefern dies mit dem Stellenabbau und Einstellungsstopps in der Obwaldner Verwaltung zusammenhängt.
«Freiheitstrychler» haben in Obwalden nichts zu suchen
Im Moment der Trauer marschieren Massnahmekritiker*innen und Schwurbler*innen auf, um gegen lebensrettende Massnahmen zu protestieren. In unseren Augen ist solch ein Verhalten respektlos und menschenverachtend. Einmal mehr scheint klar, dass diese Interessensgruppen für ihre Anliegen über Leichen gehen. Ihr Akt der «Andacht» vor dem Altersheim ist mehr als nur höhnisch, im Anblick auf ihre unsolidarischen Positionen.
Corona-Opfer sind keine Märtyrer*innen! Für die JUSO Obwalden ist klar: Bewegungen wie die «Freiheitstrychler» sind in Obwalden nicht willkommen.
JUSO fordert mehr Solidarität
Wir fordern die sofortige Aufklärung der Todesfälle im Altersheim «dr Heimä». Kantonale Kontrollen in allen Betreuungsinstitutionen müssen den Schutz von Risikogruppen in Zukunft flächendeckend gewährleisten. Die JUSO solidarisiert sich mit den Familien und Angehörigen der Verstorbenen und spricht ihnen unser Beileid aus. Die JUSO solidarisiert sich aber auch mit dem Pflegepersonal, welches in Obwalden massiv überlastet ist. In diesen Zeiten muss zusammengestanden werden, damit möglichst viele Leben gerettet werden können. Dabei müssen vor allem auch die Forderungen des Pflegepersonals gehört werden.
Höchst problematisch erachten wir die Statements von Führungspersonen des Altenheims. Wir fordern den sofortigen Rücktritt von Geschäftsleiter Daniel Kiefer und des Stiftungsrat Albert Sigrist. Sie sind offensichtlich nicht in der Lage, ihre Arbeit auszuführen, ohne Menschenleben unnötig in Gefahr zu bringen.
Auch Regierungsrätin Maya Büchi scheint der Ernst der Lage zu ignorieren. Auf die Eigenverantwortung von Heimleitenden zu setzen, funktioniert anscheinend nicht. Trotzdem sieht die Gesundheitsdirektorin kein Handlungsbedarf. Die JUSO Obwalden ist schockiert über die Inkompetenz, welche bei der Bekämpfung der Pandemie an den Tag gelegt wird.
Für uns ist klar: Solidarische Obwaldner*innen stimmen am 28. November drei Mal JA. Zur Pflegeinitiative, zum Covid-Gesetz und zum kantonalen Gesundheitsgesetz. Für echte Solidarität mit dem Pflegepersonal, den Corona-Toten und Longcovid-Erkrankten, für alle Obwaldner*innen! Wir sind mehr als die wenigen Massnahmengegner*innnen und werden ihnen keine Plattform für Verschwörungserzählungen, antidemokratisches Geschwätz und faschistoide Theorien bieten.
[1] Bundesamt für Gesundheit (BAG): Covid-19 Schweiz. Informationen zur aktuellen Lage, Stand 27. Oktober 2021. Impfungen, Schweiz und Lichtenstein [https://www.covid19.admin.ch/de/vaccination/doses], Zugriff am: 27.10.2021.
[2] Schweiz Aktuell (o. A.): Todesfälle in Obwaldner Altersheim. Nun ermittelt die Polizei, in SRF, News/Schweiz/Corona-Ausbruch [https://www.srf.ch/news/schweiz/corona-ausbruch-todesfaelle-in-obwaldner-altersheim-nun-ermittelt-die-polizei], 26.10.2021, Zugriff am: 27.10.2021.
[3] Michel, Beat (et. al): Freiheitstrychler feiern Tote als ihre Helden. Maskenpflicht ignoriert, neun Tote in Altersheim in Giswil OW, in: Blick Online (28.10.2021), [https://www.blick.ch/schweiz/maskenpflicht-ignoriert-neun-tote-in-altersheim-in-giswil-ow-freiheitstrychler-feiern-tote-als-ihre-helden-id16941227.html], Zugriff am: 28.10.2021.